Deutschland erarbeitet als weltweit erstes Land eine Strategie, in der festgeschriebenen wird, wie die viel zu hohe Anreicherung von Treibhausgasen (THGs) in der Atmosphäre teilweise reduziert werden kann.
Die Langfriststrategie Negativemissionen zum Umgang mit unvermeidbaren Restemissionen erörtert, wie die Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre und seine dauerhafte Speicherung (Carbon Dioxid Removal; CDR) in Deutschland erfolgen soll:
- Welche Maßnahmen tragen wie viel bei?
- Wie teuer wird das?
- Welche systemischen Begrenzungen gibt es?
- Wie sind die Ziele in den Jahren 2030, 2045 und 2060 erreichbar?
Dies haben Dr. Sebastian Lenz und Philipp Geres (FutureCamp) mit 80 weiteren Expert:innen auf der Plenumsveranstaltung zur Langfriststrategie Negativemissionen (LNe) von BMWK und Deutscher Energie-Agentur GmbH (dena) in Berlin am 29.08.2024 diskutiert.
Philipp Geres und Dr. Sebastian Lenz, FutureCamp, im Workshop auf der Plenumsveranstaltung LNe
Der Bedarf an natur-basierter Bindung von Treibhausgasen (Removals) wird mit jedem verfehlten THG-Minderungsziel größer. Es zeigt sich, dass die Erwartungen an den Sektor Land Use, Land Use-Change and Forestry (LULUCF), welcher die Nutzung, Bewirtschaftung und Umwandlung von Landflächen und Wäldern regelt, viel höher sind als das realistische Umsetzungspotential. Dieser Sektor allein, kann zukünftig nicht die Menge an Removals erbringen, die durch ausgebliebene THG-Minderungen insbesondere in den Sektoren Verkehr und Gebäude versäumt wurden. Technologie-basierte Senken sollen an dieser Stelle ergänzen. Sie sind jedoch energie- und kostenintensiv.
Es muss also festgehalten werden: CDR ist ein zusätzlicher Baustein, aber keine Lösung, um Minderungsanstrengungen zu ersetzen! Vermeidung und Minderung von Emissionen müssen weiterhin zwingend priorisiert werden.
An dieser Stelle muss festgelegt werden, wie Projekte im Bereich der technischen Senken, die nicht vom LULUCF-Sektor abgedeckt sind, künftig gemäß der im Kabinett beschlossenen Klimaschutzgesetz-Novelle (§ 3b) berücksichtigt werden. Eine Option wäre der Einbezug entsprechender projektbasierter Methodologien (MVR) ‒ so wie das derzeit in der EU-CRCF erarbeitet wird. Die EU Carbon Removals and Carbon Farming Certification (CRCF) Regulation ist das EU-Regelwerk zur Zertifizierung von CDR und klimaeffizienten Landwirtschaftsbetrieben.
Damit würden zwei Ziele erreicht:
Erstens wird die Integrität gewahrt. Es wird nur das gezählt, was tatsächlich an zusätzlichen THGs entnommen wurde und man kann später auch nachträglich noch einzelne Maßnahmen in einem Inventar-basierten Ansatz berücksichtigen.
Zweitens zeichnen sich in der EU-CRCF darüber hinaus sinnvolle Lösungsansätze für den Umgang mit Permanenz, also mit verschiedenen lang gebundenen Removals, ab. Durch die Ausgabe verschiedener Typen von Removal-Units kann die Verwendung entsprechend ihrer Permanenz geregelt werden.
Nicht-permanente C-Bindung sollte einem regelmäßigen Monitoring unterliegen, deren Nutzung aber beschränkt und an weitere Qualitätskriterien (Umwelt und Nachhaltigkeit) gebunden sein. Man könnte sie beispielsweise zum Ausgleich von NICHT-CO2-Residualemissionen aus der Landwirtschaft wie CH4 und N2O erlauben, die eine nicht so lange Lebensdauer in der Atmosphäre haben.
Im Rahmen des Webinars "Kohlenstoffsenken in der EU" der FutureCamp Akademie am 05.11.2024 stellen wir Ihnen die Grundlagen der verschiedenen CDR-Entnahmetechnologien vor und geben eine Einführung in die inzwischen bekannten und aus deutscher Perspektive wichtigen Fakten zur EU-CRCF.
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